„Das Highlight ist der Markt als solches“

Sein 20. Kuckucksmarkt ist für Marktmeister Tobias Soldner sein letzter – Keine Nervosität, aber freudige Anspannung

Tobias Soldner überprüft die Standorte der einzelnen Schausteller auf dem großen Plan noch einmal ganz genau. Denn kleine Fehler können große Auswirkungen haben.

Rhein-Neckar-Zeitung 2. August 2024 / Text und Fotos: Peter Beyer

Zum 20. Mal bereitet Tobias Soldner den Eberbacher Kuckucksmarkt vor, der am 23. August beginnt und fünf Tage geht. Es wird sein letztes Mal als Marktmeister sein – Ende Oktober geht der Leiter des für den Markt zuständigen Ressorts KTS in Rente. Ob er angesichts der besonderen Umstände nervös ist? Auf diese Frage kommt von ihm ein ganz klares „Nein“. Er spürt lediglich eine freudige Angespanntheit mit Hoffnungen – dass das Wetter passt, nichts größeres Unvorhergesehenes geschieht. Gedanken darüber, dass es sein letzter Markt als verantwortlicher Marktmeister ist, hat er sich bislang „null gemacht“. „Das kommt vielleicht später irgendwann“, schätzt er. Jetzt ist erst einmal volle Konzentration für ihn und sein Team angesagt. 

Der Kuckucksmarkt ist das große Eberbacher Volksfest, das rund um das letzte Wochenende im August zahlreiche Besucherinnen und Besucher in das Stauferstädtchen am Neckar lockt. Mit „ein bisschen Vorbereitung“ ist es da nicht getan. So fanden die ersten Aktivitäten für den diesjährigen 87. Kuckucksmarkt bereits während des 86. Marktes statt. „Es ist ein Ganzjahresgeschäft“, betont Soldner. So sind die Ausschreibungen für 2025 bereits rausgegangen, die ersten Bewerbungen für das kommende Jahr auch schon eingetroffen. Denn am 1. November ist Anmeldeschluss.

In den 20 Jahren hat Soldner Einiges erlebt, Trends kommen und gehen gesehen. So gab es Helikopterflüge („Nicht mehr zeitgemäß“), Ballonglühen oder Live-Shows von SWR4 aus dem Festzelt, unter anderem mit Bata Ilic. Oder auch die Bierzeltolympiade. „Gerade wegen der Ferien- und Urlaubszeit wurde es immer schwieriger, genügend Mannschaften zu finden“, erinnert sich Soldner.

Doch auch der Markt an sich hat sich in den 20 Jahren verändert. So wurde im Jahr 2013 das „Eberbacher U“ zugemacht. „Das war wenig frequentiert, die Schausteller wollten da nicht hin“, sagt Soldner. Es gab damals einen großen Aufschrei, doch habe sich die Entscheidung absolut bewährt. Auch gab es mehrere Jahre ohne Riesenrad, wobei ein paar Mal auch ein technischer Defekt schuld war. Kurzfristig musste Ersatz beschafft werden, was eine riesige Herausforderung war. Ab dem Jubiläum 2015 sprang ein kleineres Nostalgie-Riesenrad ein. Erst seit ein paar Jahren dreht sich wieder das 35 Meter hohe Riesenrad auf dem Festgelände und signalisiert allen, dass wieder Kuckucksmarkt ist.

Massiven Widerstand gab es auch bei der Entscheidung für den Einsatz einer Security und der Nachtruhe. „Früher waren die Leute bis 5 Uhr in der Früh auf dem Platz, haben zum Teil randaliert, Schausteller und Anwohner um die Nachtruhe gebracht“, blickt der Marktmeister zurück. Das Ziel wurde jedenfalls erreicht: Die Besucher und die Leute, die dort arbeiten, sollen sich wohlfühlen. Denn die Schausteller und Händler will er nicht als Dienstleister gesehen wissen. „Sie sind unsere Gäste, die dafür sorgen, dass es Jahr für Jahr ein tolles Fest gibt.“

Ein großer Einschnitt war natürlich Corona, was 2020 und 2021 die Absage des Marktes zur Folge hatte. Als Ersatz organisierte das Team für einen Teil der Schausteller die „Eberbacher Herbstmeile“ in der Stadt. Auch als Dank für deren Treue, denn „der Kuckucksmarkt lebt vom großen Stamm seiner treuen Beschicker“, so Soldner.

Auch wenn der KTS-Leiter in seinem Büro viele fette Ordner mit Ablaufprotokollen und Checklisten stehen hat, gegen kurzfristige Ausfälle helfen sie nur bedingt. So zum Beispiel vor drei Jahren, als es am Montag, dem ersten Aufbautag, sechs oder sieben Absagen von Geschäften und Händlern gab. „So etwas hatte ich noch nie erlebt“, erinnert sich Soldner. „Wir saßen da bei 30 Grad und haben telefoniert.“ Hier kamen ihm und seinem Team die guten Kontakte zu den Marktbeschickern zugute, die ihnen auch wertvolle Tipps gaben, wer denn kurzfristig einspringen könne. Den „worst case“ erlebte er, als das größte Fahrgeschäft mitten auf dem Platz bei der Probefahrt „verreckte“. Hier galt Ruhe bewahren, tief Luft holen und unter Zeitdruck überlegt handeln. Das größte Geschäft musste raus, während alle Geschäfte herum schon aufgebaut waren. „Der Abbau und Abtransport erfolgte in der Nacht von Donnerstag auf Freitag, zur Eröffnung am Freitag stand der Ersatz.“

Zwar ist Tobias Soldner „der, der den Hut auf hat“, doch ohne sein Team, federführend die stellvertretenden Marktmeister Bernhard Walter und Julia Scheurich sowie Platzmeister Alex Henk, würde es nicht so funktionieren, wird er nicht müde zu betonen. Auch die Mitarbeiter vom Bauhof und der Stadtwerke seien immer ansprechbar und machen einen „unfassbar guten Job“. Wichtig ist für ihn auch die Zusammenarbeit mit der Polizei und der Security.

Auch oder gerade weil der Kuckucksmarkt eine immer wiederkehrende Veranstaltung ist, sieht Soldner darin eine besondere Anforderung, darf sich keine Routine einschleichen. Es gilt, den Job immer wieder so gut zu machen, dass sich alle wohlfühlen. Eine gute Mischung aus Bewährtem und Neuem soll sicherstellen, dass auch der 87. Eberbacher Kuckucksmarkt ein Erfolg wird.

Wenn am Ende Gäste wie Schausteller und Händler sagen „schee wars“, dann kann auch Tobias Soldner mit einem guten Gefühl auf „seine“ 20 Jahre Kuckucksmarkt zurückblicken.